Schulsysteme weltweit: Ungarn

Ungarn ist das Land der Nobelpreisträger. In keinem anderen Land gibt es pro Kopf gerechnet mehr Preisträger als in Ungarn. Anfang der 80er begann Ungarn sich dem Westen zu öffen. Dieser Umbruch führte zu einem grundlegenden Wandel der gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Verhältnisse. In diesem Zuge veränderte sich auch die Struktur des Bildungswesen mit der Anlehnung an westeuropäische Modelle. Die vertikale Schulstruktur besteht aus einer dreistufigen Gliederung in Primär- sowie Sekundarbereich I und II. Mit einigen Ausnahmen ist die offizielle Unterrichtssprache Ungarisch. Die Schulpflicht beginnt im Alter von 6 Jahren und dauert bis zum 16. Lebensjahr.

Bildung


Vorschulbereich

Der Kindergarten (Óvoda) stellt die erste Stufe des Bildungssystems dar. Dabei ist der Besuch eines Kindergarten ab dem fünften Lebensjahr verpflichtend. In dieser Zeit sollen die Kinder mit maximal vier Stunden täglich auf die Anforderungen der Schule vorbereitet werden.


Primärbereich und Sekundarbereich I:

Die Allgemeine Schule (Általános iskola) umfasst acht Jahrgangsstufen. Diese werden in Unter- und Oberstufe unterteilt. Die vier Jahre unfassende Unterstufe (Klasse 1-4) entspricht dem Primärbereich. Die Oberstufe (Klasse 5-8) entspricht der Sekundarstufe I. Das wichtigste Charakteristikum der Unterstufe ist es, dass nur ein Klassenlehrer den gesamten Unterricht in einer Klasse erteilt. Er wird gegebenenfalls in sogenannten Fertigkeitsfächern wie Musik, Turnen oder Zeichnen von Speziallehrern unterstützt.


Unterrichtsfächer in der Unterstufe sind beispielweise Ungarisch und Literatur, Mathematik, Sport, Sachunterricht, Werken, Zeichnen, Musik/Gesang und evtl. ab der dritten Klasse eine Fremdsprache. In der Oberstufe kommen Physik, Chemie, Biologie, Geschichte, Geographie sowie Wahlkurse dazukommen.


Der achtjährige Besuch der Allgemeinen Schule und zwei Jahre in einer weiterführenden Schule sind für alle Ungarn Plicht. In diesem Lebensabschnitt sollen grundlegende Fähigkeiten und Fertigkeiten zum Weiterlernen bzw. zur Berufswahl vermittelt werden.


Sekundarbereich II:

Der Sekundarbereich II umfasst die Klassen 8 bis 12. Nach Beendigung der achten Klasse können die Schüler entweder bis zum Abschluss des zehnten Schuljahres auf der Schule bleiben und dann eine Berufsausbildung z.B. an einer Berufsschule (Szakmunkásképző iskola) beginnen. Oder sie können auf ein Gymnasiums (Gimnázium) oder eine Berufsmittelschule (Szakközépiskola) wechseln, eine Fachschule oder eine Spezialfachschule besuchen.


Im Gymnasium sind Fächer wie Ungarisch, Ungarische Literatur, Geschichte, Philosophie, Fremdsprachen (z.B. Englisch, Französisch, Latein, Deutsch, Italienisch, Russisch), Mathematik, Physik, Chemie, Bilogie, Geographie, Musik/Gesang, Kunst, Sport, Informatik und berufsorientierte Fächer vorgesehen. In den Berufsmittelschulen erwerben die Schüler eine Doppelqualifikation. Nach vier Schuljahren erhalten die
Schüler sowohl die Hochschulreife als auch eine Facharbeiterqualifikation.


Hauptcharakteristikum des ungarischen Bildungssystems

Die Dezentralisierung spielt im ungarischen Bildungssystem eine große Rolle. In diesem Selbstverwaltungssystem liegt die Leitung des Unterrichts an Grund- und Oberschulen in der Hand örtlicher Bildungseinrichtungen. Durch Entscheidungsbefugnisse auf der Organisations- und Betreibungsebene als auch bei der Verwaltung des Budgets, ist jede Schule pädagogisch und finanziell unabhängig. Das Bildungsministerium kann nicht direkt in die Arbeit der Schulen eingreifen und ist auf extern durchzuführende Qualitätskontrollen angewiesen. Die Lehrer müssen in der Lage sein einen lokalen Lehrplan zu erstellen, an dem gewisse Anforderungen gemessen und erfüllt werden müssen. Grundlage hierbei ist der nationale Grundlehrplan NAT (Nemzeti Alaptanterv) und die Anforderungen der Grund- oder Basisprüfung bzw. Abiturprüfung, die zum Erwerb der Hochschulreife führen. Trotz Dezentralität ist die Einheitlichkeit und somit der Vergleich im ganzen Land gegeben.

 

Budapest Natureich


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