Bindung und Autonomie: Wie Kinder zu großartigen Erwachsenen werden.

In den ersten 6 Lebensjahren eines Menschen prägen 2 universelle Grundbedürfnisse unser späteres Denken: Bindung und Autonomie. Da die Erfüllung oder Nichterfüllung dieser beiden grundlegenden Bedürfnisse so wichtig für die spätere Entwicklung Ihres Kindes ist, möchten wir diesen einen eigenen Blogartikel widmen.
Bindung und Autonomie

Was sind Grundbedürfnisse

Starten wir bei der Frage, was Grundbedürfnisse überhaupt ausmacht. Grundbedürfnisse sind die elementaren Bedürfnisse, die alle Menschen in sich tragen. Wir haben beispielsweise ein Bedürfnis nach Liebe, Nähe und Geborgenheit (auch Bindungsbedürfnis genannt), ein Bedürfnis nach Anerkennung und Wertschätzung und das Bedürfnis nach Autonomie. Diese Bedürfnisse sind in uns allen verankert und ein wesentlicher Teil unserer Persönlichkeit.

Nähe und Geborgenheit gehören zu den wichtigsten menschlichen Bedürfnissen. Wir alle brauchen Nähe und Geborgenheit, um gesund und glücklich zu sein. Nähe bedeutet, dass wir einen Menschen haben, der uns liebt und uns unterstützt. Geborgenheit bedeutet, dass wir uns sicher fühlen. Wir fühlen uns geborgen, wenn wir wissen, dass wir geliebt und akzeptiert werden.

Anerkennung ist ebenfalls Teil der grundlegenden menschlichen Bedürfnissen. Das bedeutet, dass wir uns gesehen fühlen und dafür anerkannt und wertgeschätzt werden, wer wir sind. Als Erwachsene bedeutet das auch, unsere eigenen Gefühle und Bedürfnisse anzuerkennen und zu respektieren. 

Auch Autonomie stellt ein wesentliches Grundbedürfnis dar. Autonomie heißt, dass wir unsere eigenen Entscheidungen treffen können und unser eigener Herr sind. Zu Autonomie gehört auch, dass wir unsere Grenzen und die Grenzen anderer respektieren.

 

Welche Rolle spielt die Erfüllung unserer Grundbedürfnisse in der Kindheit

In den ersten Lebensjahren, insbesondere bis zum ungefähr 3. Lebensjahr, sind Kinder vollständig davon abhängig, dass ihre Grundbedürfnisse von den Bezugspersonen erfüllt werden. Denn sie sind in diesem Alter weder in der Lage, selbst für sich zu sorgen, noch, sich klar zu äußern, was sie brauchen.

Leider passiert es – häufig unbeabsichtigt – auch in unserer Zeit noch häufig, dass elementare Grundbedürfnisse nicht befriedigt werden.

Ob das in der Stillzeit ist, wenn die Hebamme meint, alle 2 Stunden Stillen sei genug, das Kind aber früher Hunger hat oder später, wenn wir „Liebesentzug“ nutzen, um unser Kind vor gefährlichen Situationen zu schützen. Oder wenn wir zu sehr im Stress sind und dadurch nicht die Aufmerksamkeit und Nähe bieten können, die unser Kind braucht.

Unerfüllte Grundbedürfnisse sind ein Hauptgrund dafür, dass Menschen später als Erwachsene nicht ihr volles Potenzial leben.

Wenn die Bedürfnisse nicht erfüllt werden, entwickeln Kinder automatisch Ausweichstrategien, die wir uns gleich noch genauer anschauen.

Dazu gehört auch, die eigenen Bedürfnisse zu unterdrücken. Selbstzweifel entstehen, ob die eigenen Bedürfnisse überhaupt richtig sind.

Außerdem können Kinder nicht das Vertrauen aufbauen, dass für ihre Bedürfnisse gesorgt ist. Sie kämpfen in diesem Bereich praktisch permanent ums Überleben und kommen daher nie in die Selbstwirksamkeit, bei der es ihnen als Erwachsene leicht fällt, für die Erfüllung der eigenen Bedürfnisse zu sorgen.

Das liegt auch daran, dass im Inneren ein permanenter Mangel herrscht. Diese Menschen sind „bedürftig“ und erleben genau das in ihrem Erwachsenenleben immer wieder.

Die beiden wichtigsten Grundbedürfnisse hierbei wollen wir uns jetzt anschauen. Dabei gehen wir von unserer westlichen Welt aus, wo zumindest die physiologischen Grundbedürfnisse im Normalfall als gestillt gelten.

 

Die 2 wichtigsten Grundbedürfnisse: Bindung und Autonomie

Es gibt 2 elementare Grundbedürfnisse, die bei der Erziehung von besonderer Bedeutung sind und bei denen es in der Kindheit häufig zu Defiziten kommt.

Dass ist das Bedürfnis nach Bindung und das Bedürfnis nach Autonomie.

Bindung bedeutet dabei das Bedürfnis nach Liebe, Anerkennung, Fürsorge, Gemeinschaft und Zugehörigkeit

Autonomie schließt Themen wie eigenständige Entwicklung, Selbstbestimmtheit und Kontrolle mit ein.

 

Das Bedürfnis nach Bindung

Gerade in den ersten Lebensmonaten ist das Bedürfnis nach Bindung besonders stark.

Wenn bereits in diesem frühen Alter z. B. durch unzureichende Kenntnisse, das Bedürfnis nach Bindung nicht gestillt wird, entwickelt das Kind Ausweichstrategien und bekommt nicht das Fundament, das es für seine spätere Entwicklung braucht.

Insbesondere das Urvertrauen wird hier angelegt. Kinder, deren Bindungsbedürfnis in den ersten Lebensmonaten gut gesättigt wird, sind gefestigt und vertrauen grundsätzlich, dass sie gut versorgt sind.

Natürlich sollte das Bedürfnis auch später weiter erfüllt werden, wenn zur Bindung erste Autonomiebedürfnisse hinzukommen. Dann wird es um so wichtiger, den Kindern zu zeigen, dass sie so, wie sie sind, richtig sind.

Überlebensstrategien die sich, neben dem Verdrängen von Bedürfnissen, aus nicht erfüllter Bindung ergeben, sind insbesondere:

  • Überanpassung: Ich muss die Erwartungen anderer erfüllen, um Liebe und Verbindung zu erfahren

  • Liebe gegen Leistung: Ich muss mich besonders anstrengen, alles perfekt machen, um geliebt zu werden

  • Sich selbst zurücknehmen: Ich verzichte lieber auf mich / meine Bedürfnisse, andere sind wichtiger als ich

Diese Überlebensstrategien hindern den späteren Erwachsenen daran, erfüllte Beziehungen zu haben, sich in seiner eigenen Haut wohlzufühlen, sein Potenzial zu entfalten und ein entspanntes Leben zu führen.

 

Das Bedürfnis nach Autonomie

Sobald Kinder anfangen, die Welt bewusst zu entdecken, gewinnt das Bedürfnis nach Autonomie an Bedeutung. Jetzt lernen sie, über immer mehr Dinge selbst die Kontrolle zu bekommen.

Auch hier entstehen häufig Ungleichgewichte – beispielsweise in der Form, dass Eltern zu sehr überall mitmischen - man denke nur an die berühmten Helikoptereltern. Eltern wollen Kindern alles vorgeben, in der irrigen Annahme, sie wüssten es besser als ihr Kind. Oder auch in der Form, dass Eltern sich zu wenig kümmern, was letztlich ein Defizit in der Bindung bedeutet und dazu führt, dass Kinder überautonom werden, also meinen, immer alles alleine schaffen zu müssen. Dann wird Autonomie zur Überlebensstrategie, statt sich altersgemäß in einem sicheren Rahmen zu entwickeln.

Entsprechend vielseitige Ausgleichstrategien und hinderliche Glaubenssätze entstehen hier:

  • Ich bin stark und brauche niemanden

  • Ich gehe lieber keine feste Bindung ein, da werde ich nur gegängelt oder enttäuscht

  • Ich vertraue niemandem, außer mir selbst

  • Überforderung

  • Schwierigkeiten, eigene Entscheidungen zu treffen, Orientierung in sich zu finden

 

Wie können Sie gut für erfüllte Grundbedürfnisse sorgen?

Sicherlich stellt sich Ihnen jetzt die Frage, wie Sie dafür sorgen können, dass Ihre Kinder in Sachen Autonomie und Bindung gut versorgt fühlen. Hier ein paar praktische Tipps:

  • Vergessen Sie Sprüche wie: Man kann ein Kind auch mal schreien lassen. Insbesondere in den ersten 6 Monaten ist das ein No-Go und auch danach keineswegs förderlich für die Entwicklung.

  • Achten Sie darauf, dass sich Ihr Kind immer richtig und angenommen fühlt, so wie es ist.

  • Trennen Sie immer Person von Verhalten. Statt also beispielsweise zu schimpfen: „Immer bist Du so schusselig, pass doch besser auf“ wenn Ihr Kind etwas verschüttet, können Sie ganz ruhig mit dem Kind den Schaden beseitigen und eventuell sachlich besprechen, wie denn in Zukunft so ein Malheur vermieden werden kann. Meist sind in solchen Situationen gar nicht viele Worte nötig.

  • Lassen Sie Ihr Kind altersgerecht mitentscheiden, statt alles vorzugeben, z.B. durch eingeschränkte Wahl in den ersten Lebensjahren (Beispiel: „Möchtest Du im Sitzen oder im Stehen Zähneputzen?“)

  • Beschäftigen Sie sich mit Ihren eigenen, unerfüllten Bedürfnissen, insbesondere in Bezug auf das Thema Bindung und Autonomie. Meinen Sie z. B., nie gut genug zu sein als Mutter oder Vater – dann haben Sie wahrscheinlich auch ein unerfülltes Bindungs-Thema.

  • Finden Sie den Mut und die Geduld, Ihr Kind auch unangenehme Erfahrungen machen zu lassen (natürlich in angemessenem Rahmen, der Ihr Kind nicht gefährdet). Ihr Kind will ohne Jacke raus – Sie finden es zu kalt? Lassen Sie es doch selbst erkennen, wie kalt es ist, statt einfach zu bestimmen „zieh jetzt die Jacke an!“.

  • Seien Sie Vorbild: Wir müssen in der Erziehung gar nicht so viel tun. Seien Sie wirklich da für Ihr Kind und verlangen Sie nichts, das Sie selbst nicht leben. Kinder lernen am besten durch das, was wir Ihnen vorleben.

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